Im Rahmen des Wandels der Arbeitswelt suchen heute immer mehr Menschen neben ihrem Hauptberuf nach einer zusätzlichen Einkommensquelle. Egal, ob als Freelancer, im Rahmen eines Nebengewerbes oder dem Verkauf von Produkten über Plattformen wie Etsy und eBay: Die entsprechenden Möglichkeiten zeigen sich mittlerweile vielfältig.
Der steigende Wunsch nach finanzieller Unabhängigkeit und flexibler Arbeit treibt diesen Trend an. Laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hatte im Jahr 2023 bereits fast jeder zehnte Erwerbstätige in Deutschland einen Nebenjob.
Während das zusätzliche Einkommen natürlich überaus verlockend ist, lauern allerdings einige steuerliche Stolpersteine, die von vielen unterschätzt werden.
Wann muss der Nebenverdienst versteuert werden?
Grundsätzlich gilt: Jedes Einkommen ist steuerpflichtig − sofern es nicht unter eine steuerliche Freigrenze fällt. In Deutschland gibt es für verschiedene Einkommensarten unterschiedliche Regelungen.
Wer beispielsweise als Mini-Jobber bis zu 520 Euro monatlich verdient, zahlt in der Regel keine Steuern, da die Abgaben pauschal durch den Arbeitgeber übernommen werden. Anders sieht es allerdings aus, wenn einer Tätigkeit als Selbstständiger oder Gewerbetreibender nachgegangen wird.
Freiberufler und Selbstständige müssen ihr Einkommen in ihrer Einkommensteuererklärung angeben. Ab einem jährlichen Gewinn von 10.908 Euro − dem Grundfreibetrag 2024 − fallen Steuern an. Gewerbetreibende müssen zusätzlich Gewerbesteuer zahlen, wenn ihr Jahresgewinn 24.500 Euro übersteigt. Plattformverkäufer, etwa auf Etsy, eBay oder Vinted, müssen beachten, dass Gewinne aus dem Verkauf von Waren der Einkommensteuer unterliegen. Ausgeschlossen davon sind „private Verkäufe“. Die Grenze für steuerfreie private Veräußerungen liegt bei 600 Euro pro Jahr.
Gerade diese Unterscheidungen sind für viele unklar, was dazu führt, dass sie unabsichtlich steuerliche Pflichten ignorieren.
Buchhaltung und Steuererklärung: So helfen digitale Lösungen
Eine nebenberufliche Selbstständigkeit bringt auf der einen Seite zusätzliche Einnahmen,, auf der anderen jedoch auch einen erhöhten bürokratischen Aufwand. Es müssen Rechnungen erstellt, Belege archiviert und Steuererklärungen fristgerecht eingereicht werden. Viele Menschen unterschätzen diesen Verwaltungsaufwand und geraten so spätestens bei der ersten Steuererklärung ins Schwitzen. Digitale Lösungen können jedoch für eine erhebliche Erleichterung sorgen.
Gerade für Einsteiger sind Tools aus dem Bereich der digitalen Steuerberatung eine große Hilfe, um zu jeder Zeit den Überblick zu behalten. Sie helfen unter anderem dabei, steuerrelevante Dokumente zu organisieren, die Ausgaben korrekt zu erfassen und die Steuererklärungen ohne teure Steuerberater eigenständig zu erstellen. Besonders für Freelancer, die ihre Buchhaltung nebenbei erledigen müssen, stellen digitale Lösungen eine zeitsparende Alternative dar.
Wichtig ist jedoch, sich frühzeitig mit den rechtlichen Grundlagen auseinanderzusetzen, um Fehler zu vermeiden, die später zu Nachzahlungen oder gar Bußgeldern führen können.
Steuerliche Stolpersteine: Was viele übersehen
Ein Problem, das besonders häufig übersehen wird, sind die Vorauszahlungen. Sobald das Finanzamt merkt, dass jemand regelmäßig hohe Gewinne erzielt, kann verlangt werden, dass die Einkommensteuer vierteljährlich im Voraus gezahlt wird. Wer dies nicht einplant, gerät schnell in finanzielle Engpässe.
Ein weiteres Missverständnis betrifft die Umsatzsteuer. Wer als Kleinunternehmer gemäß § 19 UStG eingestuft wird, also einen Umsatz unter 22.000 Euro im Vorjahr erzielt hat, muss keine Umsatzsteuer abführen. Wird diese Grenze jedoch überschritten oder die Umsatzsteuer von Anfang an Umsatzsteuer ausgewiesen, muss regelmäßig eine Umsatzsteuervoranmeldung abgegeben werden. Fehler in der Berechnung oder verspätete Abgaben können Strafzahlungen nach sich ziehen.
Auch beruflich genutzte Anschaffungen sind ein wichtiges Thema. Viele denken, sie könnten sämtliche Ausgaben sofort absetzen – doch das Finanzamt unterscheidet zwischen Betriebsausgaben − diese sind tatsächlich sofort abzugsfähig − und Abschreibungen, welche über mehrere Jahre verteilt werden. Beispielsweise muss ein Laptop über drei Jahre abgeschrieben werden, während einfacher Bürobedarf sofort als Ausgabe zählt.
Was passiert bei der Nichtangabe von Einkünften?
Die Annahme, dass kleinere Nebeneinkünfte „nicht auffallen“, ist ein gefährlicher Irrglaube. Seit dem Jahr 2023 tauschen die Finanzbehörden verstärkt Daten mit Online-Plattformen aus. Anbieter wie Airbnb, Etsy, Amazon oder eBay Kleinanzeigen sind heute verpflichtet, ab bestimmten Umsatzgrenzen steuerrelevante Daten direkt an die Behörden weiterzugeben. Wer vergisst, solche Einkünfte zu melden, riskiert Nachforderungen oder sogar ein steuerrechtliches Verfahren.
Ein weiterer wichtiger Punkt besteht in der Gewerbeanmeldung. Nicht jede nebenberufliche Tätigkeit ist automatisch ein Gewerbe. Jedoch übersehen viele, dass bereits der regelmäßige Verkauf von Waren oder Dienstleistungen als gewerbliche Tätigkeit eingestuft werden kann. Eine unterlassene Gewerbeanmeldung kann dann empfindliche Strafen nach sich ziehen.